Julia Hürter

Julia Hürter zeigt Portraits von zweiunddreißig verschiedenen Frauen aus der Bibel. Die Künstlerin hat sich eingehend mit der Persönlichkeit der einzelnen Frauen aus dem Alten und Neuen Testament auseinandergesetzt, deren Geschichten und Charaktere zeitlos und aktuell sind. Wieweit reicht der Einfluss dieser antiken Stars in unsere Zeit hinein? Welche Rolle spielen Eva, Sara oder Maria in unserem heutigen Leben? 

Glanzvolle Ikonen – Frauen der Heiligen Schrift von Julia Hürter 

Herzlich willkommen in der Kirche auf dem Tempelhofer Feld zur Ausstellung von Julia Hürter „Lady Stars of The Book“

Zunächst einmal möchte ich mich bedanken. Wertes Galerie-Team: Danke für eure Arbeit hier. Ihr gebt Kunst verschiedenster Art Raum. Ich selbst durfte hier schon ein großartiges Konzert mit Bildern erleben. Ihr engagiert euch auch für den Erhalt dieser wunderbaren Orgel mit den reichhaltigen Klängen. Danke.

Liebe Julia Hürter, auch dir ein herzliches Danke. Dir haben wir diese einzigartigen Bilder zu verdanken. Danke, dass du sie zu unterschiedlichsten Orten nah und fern bringst, damit Menschen inspiriert werden können. 

Ja und danke, dass ich heute hier zu Ihnen allen sprechen darf. Julia fragte ob ich die Laudatio halten würde und ich tue es gern. Ja, es ist mir ein Privileg. Ich heiße Petra Clarkson und kenne Julia Hürter seit etlichen Jahren. Durch Julia wurde meine kleine künstlerische Ader neu belebt. Darüber freuen wir uns beide. Julia malt nämlich seit mittlerweile 13 Jahren täglich ein Bild. Einige von Ihnen wissen das vermutlich. Und einige besuchten vielleicht schon mal die Ausstellung „Diaries“. Angeregt dadurch male ich nun ungefähr einmal im Monat ein Bild. Wie ist es mit Ihnen? Hätten Sie Lust? Machen Sie mit. Schließen Sie sich an. Noch etwas verbindet Julia und mich. Und zwar „The Book“ mit den „Ladystars“. The Book, die Bibel, lesen wir beide seit geraumer Zeit. Durch Julias Portraits habe ich Frauen entdeckt, die ich bis dahin gar nicht kannte. Und ich lese (auch beruflich bedingt) viel in diesem Buch. Vielleicht werden auch Sie später eine Frau entdecken, die sie noch gar nicht kennen. Ich wünsche Ihnen heute schöne Entdeckungen machen zu können.

Julia und ich lesen also Bibel. Den Bestseller seit über 1500 Jahren. Die Bibel ist auf dieser Welt wohl das meistverkaufte Buch. Eine kurze Googlesuche  ergab, dass ca. 5 Milliarden Exemplare verkauft wurden. Die Bibel wurde vollständig in 674 Sprachen und teilweise in knapp 4000 Sprachen übersetzt. Ich wusste lange Zeit nicht, welch sagenhaftes Buch ich da lese. Wussten Sie das? Außerdem ist die Bibel auch das meist zensierte und verbotene Buch der Geschichte. Wir hier in Deutschland haben freien Zugang zu diesem Welthit. An anderen Orten dieser Welt werden Bibeln verbrannt oder dürfen offiziell nicht gelesen bzw. ins Land reingebracht werden. Insofern sind wir hier in Deutschland privilegiert. Ich möchte Sie ermutigen sich mit diesem Buch auseinanderzusetzen. Schauen Sie diese Portraits an. Vielleicht weckt eine dieser Ladystars in Ihnen Lust mehr herauszufinden. Lesen Sie selbst. Julia und ich sagen: Es lohnt sich!

Aber wieso? Wieso lohnt es sich Bibel zu lesen?

Ich stehe heute hier und drehe mich mal langsam in diesem wunderbaren Kreis der Rundkirche. Ich betrachte diese einzigartigen Portraits der Ladystars. In der Bibel gibt es einen Brief, der sich an die Hebräer richtet. Wer nachlesen möchte findet diesen Hebräerbrief im Neuen Testament. Im 12. Kapitel steht dort in einer poetischen Übersetzung: „Wir sind von einer großen Menge von Zeugen umgeben
wie von einer Wolke. Das Leben dieser Zeugen zeigt uns, dass es durch den Glauben (ich ergänze mal erklärend: an Gott, an Jesus) möglich ist, den uns aufgetragenen Kampf, den Lebenskampf, zu bestehen. Deshalb wollen auch wir mit aller Ausdauer dem Ziel entgegenlaufen.“
Ich drehe mich hier also langsam und betrachte diese Zeuginnen und stelle mir vor, wie sie mich anfeuern, klatschen, jubeln: „Du schaffst das“. Und es erinnert mich an eine Bekannte von mir. Sie hat vor kurzem mit dem Laufen, dem Joggen begonnen. Mittlerweile hat sie ihren ersten 10 km Lauf hinter sich. Sie berichtete mir, wie viel einfacher es war, als die Zuschauer sie auf den letzten Metern anfeuerten. Brauchen Sie manchmal Ermutigung und Ansporn? Hier an diesem Ort sind wir heute von 32 Zeuginnen des Lebens wie von einer Wolke umgeben, die glaube ich eine Botschaft für uns haben. Sie machen uns ein Angebot. Diese Zeuginnen wollen uns etwas mitteilen. Sie wollen uns zum Leben ermutigen und bezeugen, Gott ist da und hilft. Mindestens eine dieser Frauen hat denke ich eine Ermutigungsgeschichte zu erzählen, die auch Ihnen Ermutigung, Trost, Inspiration geben kann.

Ich lasse Sie jetzt allein mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlen. Wir hören währenddessen nochmal die Orgel. Herzlichen Dank an den Organisten Christoph Wilcken.

Wenn sie die Bilder anschauen, entdecken Sie bei jeder der Ladystars ein Wort. Außer bei einer Frau. Weil Eva als sogenannte Urmutter gilt, entschied sich Julia, ihr als einzige kein Wort zuzuordnen. 

Weshalb überhaupt ein Wort für jede Frau? Ich soll Ihnen sagen: Sie dürfen ihr eigenes Wort wählen für die jeweilige Frau. Julia hat sozusagen ihres gewählt zu dem damaligen Zeitpunkt. Sie erzählte mir, dass sie das Wort auch zu anderem Zeitpunkt änderte bzw. ändern würde. Es wäre deshalb völlig in Ordnung für Julia, wenn Sie ein anderes Wort wählen würden für eine Frau. Z. B. belegte sie Maria 1.0 mit dem Wort langweilig. In der Kirche wurde ihr ein Bild einer Superheiligen langweiligen grauen Maus vermittelt. Also belegte Julia Maria 1.0. mit dem Wort langweilig. Als sie nun selber las und Marias einzigartige Geschichte erforschte, stiegen Spannung und Aufregung. Julia entdeckte, was dieser Teenager durchmachte damals. Julia hat nun Maria 2.0 im Kopf und würde sie dann sicherlich mit aufregend beschreiben. Also: Sollten Sie bei einer Frau ein anderes Wort bevorzugen. Es besteht die Möglichkeit, sie sich malen zu lassen – mit ihrem Wort; das Sie möchten. Wenden Sie sich dann bitte an die Künstlerin. Sie hat das bereits für jemanden gemacht und wäre bereit es erneut zu tun. Sprechen Sie sie an.
Überhaupt: Wenn Sie Fragen haben, sprechen Sie uns an. Wir beantworten Ihre Frage gern so gut wir können.

Erlauben Sie mir auf das Mittel Porträt zu sprechen kommen. Hier möchte ich von wikipedia wiedergeben, dass ein Portrait die Persönlichkeit des dargestellten Menschen hervorheben und vermitteln soll. Vom Lateinischen her soll das Portrait ans Licht bringen, mit welchem Wesen, mit welchem Charakter wir es zu tun haben.
Julia  als Pop-Art-Künstlerin ließ sich durch Andy Warhol inspirieren, die Frauen der Bibel eben mal auf diese Art und Weise zu malen. Das ist für viele vielleicht ungewöhnlich. Ich war auch erst irritiert und herausgefordert. Aber genau das finde ich erfrischend.

Julia erklärte mir, es sei ähnlich einem Mosaik. Die Farben werden wie auf kleine Inseln nacheinander aufgetragen. Mir gefällt dieser Gedanke. Hier wird nicht nur ein bestimmter Charakterzug, ein bestimmter Moment festgehalten sondern die Vielfalt aufgezeigt. Beachten Sie bitte auch, dass die Farben fluoreszieren. Je nach Lichteinfall wirkt ein Bild daher sehr unterschiedlich. Das entdeckte ich, weil ich die Ladystars an verschiedenen Orten sehen durfte. Und so ist Mensch doch auch, oder? Je nach Tagesverfassung oder Umständen kommt die eine oder andere Seite eines Menschen mehr oder weniger zum Vorschein. Julia, ich finde, das hast du dadurch genial eingefangen. Jede Frau hat viele Nuancen und keine gleicht der anderen. Jeder Mensch – ob Mann oder Frau – hat viele Nuancen und keiner gleicht dem anderen; außer in dem einem Punkt: Mensch zu sein. Lernen wir doch bitte uns aneinander zu freuen. Bleiben wir nicht bei der Irritation und dem Fremdgefühl stehen. Entdecken wir das anders sein beim anderen. Lassen wir uns dadurch bereichern statt aus Angst vor dem Andersartigen Schutzwälle hochzuziehen.

Als letztes möchte ich noch auf den Katalog eingehen, mit dem die Künstlerin uns großzügig beschenkt. Er ist nämlich kostenfrei. Julia hat ihn selbst erstellt. Sie malt täglich und schreibt auch gern ebenfalls beinahe täglich. Wenn Sie also in Kürze losgehen um sich die Bilder anzuschauen, nehmen Sie gern einen Katalog mit. Sie finden darin zu jeder der hier gezeigten Ladystars Texte, die Julia selbst verfasst hat. Sie hat diese Wolkenschar der Zeuginnen in 7 Kategorien eingeteilt. Sie finden mit Hilfe des Kataloges Königin, Mörderin, Retterin, schwangere Teenagerin oder schwangere alte Frau, die eigentlich kein Kind mehr bekomme können. Es gibt unter Ihnen Richterinnen und Prophetinnen. Es ist wie schon erwähnt ziemlich wahrscheinlich, dass sie eine Frau entdecken, von der Sie noch nicht gehört haben. Ja, diese „Wolke der Ladystars“ lädt uns alle zu einer Entdeckungsreise ein.
Wenn Sie Lust haben zu einer Vertiefung in Gemeinschaft mit anderen Frauen. Ende November wird es einen Frauennachmittag geben. Dort werden wir uns mit einer Ladystarfrau kreativ persönlich vertiefend auseinandersetzen.

Und nun lade ich Sie liebe Besucher im Sinne der Ladystars – Zeuginnen herzlich ein: „Machen Sie sich auf den Weg. Suchen und finden Sie Ermutigung, Trost, Inspiration. Einen schönen Abend wünsche ich.“

Petra Clarkson @ Vernissage 12.9.2025
Glanzvolle Ikonen – Frauen der Heiligen Schrift von Julia Hürter 

 Julia Hürter 

1968 geboren in Hamburg. 

1988 – 1992 Studium der Freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK) bei Johannes Brus und Ben Willikens  

1992 – 1994 Studium der Freien Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München bei Ben Willikens, Diplom, Meisterschülerin 

seit 1993 regelmäßig Ausstellungen im Inland und Ausland 

seit 1994 lebt und arbeitet in Berlin 

1995 Atelierstipendium in Alanya und Istanbul, Türkei 

1996 – 1997 Atelier in Manchester, England 

2008 10. International Workshop for Art, Strandja Palette, Burgas, Bulgarien 

2005 – 2013 Mitglied der Künstlergruppe microwesten 

2011 – 2013 Atelier in Columbus, Ohio, USA 

seit 2013 arbeitet am diaries – jeden Tag ein Blatt Projekt 

2016 – 2020 arbeitet am Bibelfrauen Projekt 

julia@huerter.de 

www.huerter.de